Heimkehr (German Edition) by Rosamunde Pilcher

Heimkehr (German Edition) by Rosamunde Pilcher

Autor:Rosamunde Pilcher [Pilcher, Rosamunde]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644214910
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-06-01T22:00:00+00:00


Diana hatte den Nachmittag über geschlafen. Als sie die Augen aufschlug, stand die Sonne bereits tiefer am Himmel, und ihre Strahlen fielen schräg durch das Westfenster herein. Neben ihr schlummerte Pekoe. Sie gähnte und rekelte sich, klopfte ihre Kissen auf und dachte, wie herrlich es doch wäre, wenn der Schlaf nicht nur Erholung bringen, sondern zugleich auch die Unruhe aus der Welt schaffen könnte, sodass man mit einem vollkommen klaren und unbeschwerten Gemüt aufwachte, so glatt und leer wie ein Strand nach der abgehenden Flut.

Doch das war nur ein frommer Wunsch. Sobald sie länger wach lag, bedrängten wieder all die nagenden Ängste ihren Geist. Sie hatten bloß darauf gewartet, dass sie erwachte. Tante Lavinia war zwar genesen, aber sie war noch immer sehr schwach. Und der Krieg konnte jederzeit ausbrechen. In zwei Wochen vielleicht, aber auch schon in ein paar Tagen. In den Radionachrichten kam nichts anderes mehr zur Sprache, und die Schlagzeilen in den Tageszeitungen klangen von Mal zu Mal bedrohlicher. Edgars gequälte Miene zerriss ihr das Herz. Zwar versuchte er, seinen Kummer vor ihr zu verbergen, doch gelang ihm dies nicht immer.

Und erst die jungen Leute. Jeremy, ihr treuer Anhänger, die Stütze so mancher Jahre, hatte sich freiwillig zur Navy gemeldet, stand kurz vor seiner Einschiffung und war schon auf dem Weg. Er war als Erster fortgezogen, doch sobald der Krieg erklärt worden war, berief man alle anderen ebenfalls ein. Ihr Liebling Edward steuerte ein furchtbar gefährliches Flugzeug – was an sich schon riskant genug war, ohne dass auch noch die Deutschen auf ihn schossen. Und sein Freund Gus war bereits Offizier bei den Gordon Highlanders. Die beiden würden nicht mehr zu den verträumten Turmspitzen der bezaubernden Stadt Cambridge zurückkehren, ihr Studium fortsetzen und ihre Studienzeit genießen können. Im Unterschied zu ihnen war Rupert natürlich Berufssoldat, doch für ihn kam erschwerend hinzu, dass er und Athena heiraten wollten und man ihn mit seinem Pferd in irgendeine unwirtliche Wüste versetzte, wo ihm die Kugeln um die Ohren pfiffen. Athena würde womöglich auf Jahre hinaus auf sich allein gestellt bleiben und ihm ihre Jugend opfern. Ihnen allen, der Jeunesse dorée, raubte man diese kostbaren Jahre, die unwiederbringlich verlorengingen.

Und die kleine Loveday. Siebzehn war sie, zum ersten Mal verliebt und ohne hoffen zu dürfen, eine dauerhafte Beziehung zu dem Mann ihrer Träume zu knüpfen. Diana vermochte sich nicht auszumalen, was mit Loveday geschehen würde. Es war unmöglich zu ahnen, wie Loveday auf einen schrecklichen Krieg reagieren würde. Allerdings war sie von klein an unberechenbar gewesen.

Diana drehte den Kopf, um auf ihren kleinen, goldenen Nachttischwecker zu blicken. Er zeigte halb fünf an. Sie sehnte sich nach einer Tasse Tee, brachte es jedoch nicht übers Herz, zu klingeln und Mrs. Nettlebed zu rufen, die dann mit ihren geschwollenen Beinen über die Hintertreppe zu ihr hinaufsteigen musste. Sie langweilte sich. Vielleicht sollte sie doch lieber aufstehen … Wenn sie sich zusammennahm, könnte sie aufstehen, ein Bad nehmen, sich ankleiden und nach unten gehen. Jeremy hatte ihr zwar geraten, sie solle das Bett hüten, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie langweilig das war …

Es klopfte an die Tür.



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